Montag, 13. Februar 2012

Dinge, die ich nicht verstehe #129


“Everything is a contest” – Dr. Rodney McKay
Da hat er recht. Alles ist ein Wettbewerb, zumindest wird aus so ziemlich allem ein Wettbewerb gemacht. Das Bemerkenswerte ist hierbei, dass ein und dasselbe Sujet zu zwei verschiedenen Wettkämpfen führen kann. Beispiel Arbeitspensum. Funktioniert so:
a) Derjenige mit dem größten Arbeitspensum gewinnt. Im Gespräch wird akribisch aufgezählt und durchgerechnet, wer wie viel arbeitet. Die Person mit den meisten Wochenarbeitsstunden (am besten noch bei niedrigerem Gehalt) hat gewonnen.  Der Preis ist die größte Tube (Selbst)Mitleid.
b) Derjenige mit dem geringsten Arbeitspensum gewinnt. Wer Urlaub hat, verkürzte Stunden oder sich herausnehmen kann nichts zu tun, wird automatisch beneidet. Gewonnen hat der, der auf der faulen Haut liegen kann und das ohne Konsequenzen. Der Preis ist wie gesagt der Neid der Mitmenschen.
Hä? Na was’n nun? Ist auch immer kontextabhängig ob nun Variante a) oder Variante b) in Kraft tritt. Hier habe ich die Regularien noch nicht ausreichend beobachten und auswerten können. Aber es ist auch so, dass jeder Mensch zu beiden Varianten fähig ist und beide Varianten spielt.  Gleiches gilt bei Krankheiten (ich bin viel schlimmer dran als du VS. haha, ich bin viel gesünder als du), Alkoholkonsum u.ä. (ich vertrage extremviel und trinke jedes Wochenende VS. also ich kann auch ohne Alkohol Spaß haben), Noten (ich habe eine sehr gute Note trotz wenig Lernaufwand VS. Ich habe eine annehmbare Note, obwohl ich fast nix gemacht habe) Mietpreise (Ich habe eine total teure Wohnung VS. oh hier sind alle Wohnungen ja eh viel billiger) etc.
Ich habe fast den Eindruck, egal wie die Umstände aussehen. Mensch muss immer an der Spitze stehen. Dabei ist es völlig gleich, ob an der Spitze stehen heißt, dass es jemenschen gut oder schlecht geht. Wobei die gefühlte Tendenz sagt: Je schlechter, desto besser. Das versteh ich nicht. Mir erzählen Menschen auch selten etwas Schönes, es wird nur gejammert. Und bei allen geht die Welt beinahe unter. Ich hab  das Gefühl mensch nimmt sich selbst zu wichtig als zu raffen, wie banal und ordinär diese Scheiße ist, über die sie jammern. Oder sie sind sich selbst  zu fremd, um zu schnallen, was sie wirklich wollen und jammern stattdessen nur rum, über alles, was sie nicht wollen, über das sie aber jammern müssen, denn sonst sind sie nicht wichtig. Ne, seid ihr auch nicht. Ist mir egal. Ich bin’s leid. Ich hör das ständig. Obwohl ich das gar nicht will. Ich versteh das nicht.  Wie wär’s denn, wenn man diese Wettbewerbe um banale Scheiße mal abstellte und dann mal was Cooles machte? Wie wär‘s, wenn mal nicht im Akkord gejammert wird, um Aufmerksamkeit und Mitleidstüten zu sammeln. Braucht ihr das? Mitleid und stetige Aufmerksamkeit weil’s euch scheiße geht? Mal drüber nachgedacht wem’s wirklich scheiße geht? Ich hab auch gerne meine Luxusprobleme. Ich bin froh darüber, da es mir an und für sich ja nicht schlecht geht. Aber ich muss sie ja nicht jedem auf die Nase binden, meine Luxusprobleme,  und überall und nirgends negative Stimmung machen.  Ich find das auch sehr sinnlos, wenn ich gefragt werde, wie oft ich die Woche arbeiten muss und wie oft ich dann noch zum Sport gehe und noch dieses und jenes mache und dann heißt es noch: „Oh, wird dir das nicht zuviel.“ Nö, ich hab jetzt nämlich keine Lust zu jammern, heute mal nicht. Heute hab ich Bock mich zu freuen, dass ich `nen  Job hab und dass ich Zeit habe zum Sport zu gehen und dass ich noch ganz viel machen muss und nicht vor Langeweile rumsitze. Ich klink mich jetzt aus diesem Wettbewerb aus und vergleich mich heut mit niemandem. Es ist mir heute egal, ob es mir besser oder schlechter geht. Geht los…

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